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Euer Academia Linguae Team

Latein-Intensivkurs
Wir bieten seit 2006 Latein-Intensivkurse zur Vorbereitung auf die staatliche Latinumsprüfung an.

Die Akademie und der Akademiegedanke: Idee, Ideal und Geschichte

Du hast Dich entschlossen, Deine Lateinkenntnisse zu verbessern oder überhaupt von Grund an zu erwerben? Gratulation!

Latein lernen in den SemesterferienDen ersten Schritt hast Du damit schon in die richtige Richtung getan. Warum solltest Du gerade Latein in der Academia Linguae lernen, und was bedeutet das eigentlich? Übersetzt heißt der Name „Sprachakademie“, aber wir hätten uns ja auch einfach „Sprachschule“ nennen können, oder „Lateinkurs“ – aber dann würden wir gleich von Beginn an den Fehler machen, an dem viele Deiner Kommilitonen letztendlich scheitern. Unser Lernansatz beginnt bereits bei der Motivation. Warum willst Du Latein lernen? Weil Du mußt? Sicher geht es Dir da wie vielen Deiner Kommilitonen, die ohne „Lateinkenntnisse“ – oder sogar das „Latinum“ – nicht zur Zwischenprüfung zugelassen werden. Also geht letztendlich kein Weg am Lateinkurs vorbei. Aber sind wir als Studenten, die ihr Fach frei gewählt haben, nicht auch privilegiert und als solche Idealen verpflichtet? Warum studieren wir eigentlich? Weil wir an einem guten Job, an einem hohen Gehalt, an Prestige interessiert sind? Bildung war in der Vergangenheit keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Sie mußte sich erkämpft, ja erstritten werden. Die Akademiker haben sich stets als Elite verstanden, eine Elite, die hohen und ehrenhaften Zielen verpflichtet ist. Klingt schwülstig? Das klingt es immer, wenn man solche „Sprüche“ nicht untermauern, nicht empirisch belegen kann. Deshalb folgen nun die historischen Fakten. Willkommen zu einer kleinen Zeitreise in die über 2.400 Jahre Geschichte der Akademie und des Akademiegedankens:

  1.  Die Platonische Akademie

Platon war sauer. Und das war wohl auch mehr als verständlich. Wenn es heutzutage viele gibt, die auf ihre Regierung schlecht zu sprechen sind, so sollte man nicht unbedingt davon ausgehen, daß es früher anders war. Im Gegenteil: Sein heimatlicher Stadtstaat Athen hatte in dem brutal geführten Peloponnesischen Krieg gegen Sparta Finanzreserven, Macht und Soldaten verheizt und der darauf einsetzende wirtschaftliche Niedergang brachte soziale Spannungen und verheerende Epidemien über die Stadt. Selbst als sein eigener Bruder im Jahr 404 v. Chr. Mitglied der athenischen Regierung wurde, wurde Platon von ihm schwer enttäuscht, da dieser und seine Clique eine brutale Schreckensherrschaft errichtete, die mindestens 1500 Athenern das Leben gekostet hatte. Als die „Gruppe der Dreißig“, zu der Platons Bruder gehörte, sogar seinen besten Freund Sokrates im Jahr 399 v. Chr. wegen „Verderbung der Jugend“ zum Tode verurteilte, war für Platon endgültig das Maß voll. In seinen Überlegungen, wie eine Polis (griechicher Stadtstaat) gerecht geleitet werden könne, kam er zu folgendem Schluß: „Wenn nicht entweder die Philosophen Könige werden […] oder die, die man heute Könige nennt, echte und gründliche Philosophen werden, und wenn dies nicht in eines zusammenfällt: die Macht in der Stadt und die Philosophie […] so wird es mit dem Elend kein Ende haben“ So schreibt er es in seinem Werk „Politeia“ („Der Staat“) nieder. (Ein Philosoph (griech: φιλόσοφος, philósophos) ist übrigens wörtlich übersetzt, der „Freund der Weisheit“). Nach weiteren enttäuschenden Erfahrungen, die er u.a. am Hofe des Despoten Dionysios gemacht hatte, fasste Platon den Entschluß, nun selbst Einfluß auf die Bildung zu nehmen, um jene Philosophen zu formen, die die Gesellschaft im positiven Sinne gestalten und mitbestimmen sollten. Einen geeigneten Ort fand er 2 km nordwestlich der Athener Akropolis in einer Parkanlage namens „Akademeia“ (ακαδεμεια). Dort stand bereits eine traditionelle Bildungseinrichtung, das Gymnasion, in dem die Athener Jugendlichen der Oberschicht in den Elementarfächern Grammatik, Sport und Musik unterrichtet wurden. Dieses Gymnasion baute Platon weiter aus. Als „Platonische Akademie“ wurde diese Bildungsstätte über Jahrhunderte weltberühmt. Die Schüler und Absolventen dieser Akademie, einer der ersten berühmten Schüler war übrigens Aristoteles, nannten sich fortan Akademiker (ακαδεμαικοι, Akademaikoí). Wichtigstes Merkmal der platonischen Akademiker war das gemeinsame Forschen und Lehrern inmitten einer Gruppe von mehreren Lehrern und Schülern. Erst im Jahre 88 v. Chr. wurde der Lehrbetrieb nach Zerstörung durch den römischen Konsul Sulla eingestellt.

2. Die Neuplatonische Akademie

Plutarch von Athen gelang im Jahre 410 die Neugründung der Akademie und der Unterichtsbetrieb wurde wieder aufgenommen. Doch inzwischen hatten sich die Zeiten geändert. Das antike Griechenland war ebenso bereits Geschichte wie das Römische Imperium, aus dessen östlichen Überresten sich inzwischen das Byzantinische Reich formiert hatte. Vor allem aber hatte sich das Christentum von der verfolgten Sekte bis hoch zur Staatsreligion durchsetzen können, und die starre christliche Dogmenlehre war es, die den Neuplatonikern zunehmend Kopfschmerzen bereitete, wiedersprach das doch dem antiken Bildungsideal des permanenten Forschens und Hinterfragens. Die Abneigung galt natürlich auch andersherum, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die neue Akademie 529 von Kaiser Justinian I. ein zweites mal aufgelöst wurde. Damit war die Akademie am historischen Standort Athen endgültig erledigt, aber die akademische Idee und das für sie stehende Bildungsideal hatte längst seinen Siegeszug angetreten, auch wenn es ein paar Jahrhunderte lang zunächst nicht danach aussah.

3. Die Akademie Karls des Großen

Die mittelalterliche Welt mit ihrer agrarisch geprägten Wirtschaft und einer geringeren Arbeitsteilung verfügte nicht mehr über die Kapazität, die klassische Bildung zu bewahren. Der größte Teil der antiken Literatur ging im Westen nach etwa 600 verloren. Die Völkerwanderung trieb Barbarenstämme durch die antiken Bibliotheken, denen nicht der Sinn nach Bildung stand. Der Biograph Karls des Großen, Fischer-Fabian beschreibt die Situation zu Beginn des Frühmitelalters so: „Die Musen schwiegen. Verwahrlosung, Verfall, Verwilderung, Schriftfeindlichkeit und Unbildung allerorten. Priester kannten die Bedeutung der liturgischen Worte nicht; die meisten Untertanen waren Analphabeten; selbst die Adligen konnten nicht lesen und schreiben. Die Kultur des Altertums war praktisch zugrunde gegangen“. Da musste erst ein Analphabet das tiefe Tal der Selbsterkenntnis durchschreiten. Sein Name: Karl, Karl der Große genannt. Anders als Platon hatte Karl nicht die geringste Schulbildung genossen. Auf den Schlachtfeldern mochte dieser Umstand wohl auch nicht sonderlich hinderlich gewesen sein, als Karl aber zunehmend in die politischen Ränkespiele zwischen dem Papst und dem byzantinischen Kaiser hineingeriet, merkte auch er, daß ohne Kultur, Wissen und Bildung kein Staat zu machen ist. Wir erinnern uns an den jungen Platon – ähnliche Erfahrung, dieselbe Erkenntnis. Karl war der erste mittelalterliche König (und seit 800 auch römischer Kaiser), der die Bedeutung der Bildung (an)erkannte und für die Weiterentwicklung seines Reiches zu nutzen wusste. Seine administrative Stärke setzte er dafür ein, Bildung im gesamten Frankenreich durchzusetzen, und zwar per Dekret, wie mit der Admonitio Generalis von 789. Für die eigene Bildung griff er auf die Idee Platons zurück, im Kreise von Schülern und Gelehrten Problemstellungen zu diskutieren und holte sich zu diesem Zweck Gelehrte aus allen Ecken Europas an seinen Hof nach Aachen: dazu gehörten der Angelsachse Alkuin, der Langobarde Paulus Diakonus, der Gote Theodulf und der Mainfranke Einhard. Die Karolingische Akademie war geboren. In Anlehnung an ihre Ideale verliehen sich die Aachener Akademiker hebräische, griechische oder lateinische Spitznamen, in denen sie sich anredeten: So wurden aus Karl David, aus Alkuin Flaccus, aus Angilbert Homerus, aus Einhard Bezaleel, aus Hildibold Aaron, aus Theodulf Pindar und aus Paulinus wurde Thimotheus. Anders als Justinian I. betrachtete Karl der Große den wissenschaftlichen Diskurs aber nicht als kirchenfeindlich, sondern der tiefgläubige Frankenkaiser instrumentalisierte sogar die Instituitionen des Benediktinerordens für die Zwecke seiner Bildungsoffensive. Auf diese Weise wurden die Klöster zu wichtigen Bewahrern der antiken Bildungskultur. In einem seiner Briefe an die Bischöfe schrieb Karl: „Wenn es auch besser ist, das Gute zu tun, als zu wissen, was gut ist, so geht doch das Wissen dem Tun voraus“. Jedoch unterlag der Begriff der Akademie zu jener Zeit einem Bedeutungswandel, und kann programmatisch nicht mehr mit der Idee Platons gerecht werden, wie das noch bei den Neuplatonikern unter Plutarch der Fall gewesen ist. Genaugenommen gab es sogar zwei Akademien in Franken: Neben der weltlichen Akademie Karls des Großen in Aachen gab es die theologische Akademie Alkuins in Tours, die unter anderem den Gelehrten Hrabanus Maurus hervorgebracht hat. Hrabanus Maurus gilt als der Begründer der Deutschen humanistischen Bildung rechts des Rheins. Trotz dieser beachtlichen Langzeiterfolge starb die Akademie Karls des Großen zusammen mit ihrem Erfinder und Förderer im Jahre 814 und die Dämmerung des Mittelalters brach wieder über Europa herein.

4. Die Academia Romana

Die Renaissance brachte eine Wiedergeburt der Antike samt Bildungsideal und Geisteshaltung, dem Humanismus, zunächst in Italien ab Mitte des 14. Jahrunderts hervor, im restlichen Europa ab Beginn des 16. Jahrhunderts. Francesco Petrarcas Gedichtzyklus Canzoniere ist ein im Stile seines Vorbildes Cicero abgefasster lateinischer Dialog und gilt als der Beginn der Renaissance, der „Wiedergeburt“ des klassischen Altertums. Dieses Zeitalter war vor allem durch ausgiebige Beschäftigung mit antiken Schriftstellern geprägt und durch den Glauben an den Wert humanistischer Bildung. Das Studium der Sprachen, der Literatur, der Geschichte und Philosophie erlebte nun wieder einen Auftrieb, und zwar vor allem außerhalb eines religiösen Zusammenhangs, womit die Renaissance im Gegensatz zur Zeit Karls des Großen wieder den ursprünglichen platonischen Akademiegedanken wiederaufgriff. Lediglich die Verwendung von griechischen oder lateinischen Pseudonymen hatte man aus der karolingischen Akademie tradiert. Sämtliche Schriften Platons wurden in dieser Zeit ins Lateinische übersetzt. Es kam in ganz Italien zu einer Blüte von Wissenschaft und Kunst, die zu einer Gründung von hunderten von Akademien führte, die oft aber nicht lange Bestand hatten. Beispiele dafür sind die Neue und die Florentiner Akademie, in denen humanistische Gruppen Gesprächskreise unterhielten. Zu einem hohen Bekantheitsgrad gelangte die 1464 gegründete Academia Romana (auch italienisch: Accademia Romana geschrieben) unter der Leitung von Julius Pomponius Laetus, dessen Konzept auf einer umfassenden historisch-philologischen Altertumswissenschaft beruhte, die das textkritische Studium der antiken Quellen mit dem der archäologischen Stätten und Funde verband. Wie schon die Neuplatonikern unter Justinian I., bekamen die Akademiker unter Pomponius Ärger mit der Kirche. Papst Paul II. ließ 1468 die Akademie auflösen und die führenden Akademiker verhaften. Erst unter dessen Nachfolger, Sixtus IV. konnten die Akademiker ab 1471 ihre Arbeit fortsetzen. 1527 kam das endgültige Aus, als Rom von deutschen Landsknechten und spanischen Söldnern vollständig geplündert wurde.

5. Die preußische Akademie der Wissenschaften

Im Zeitalter der Aufklärung kehrte man bei den Geisteswissenschaften erneut zu den alten Quellen zurück, um diese nun kritisch zu untersuchen. Der Akademiegedanke wurde in Europa zu einem wichtigen Bestandteil des geistig-kulturellen Entwicklungsprozesses. Bereits im 17. Jahrhundert waren in Frankreich und England Akademien gegründet wurden, die sich jeweils der Sprache und Literatur oder den Naturwissenschaften verschrieben hatten, in Deutschland tobte jedoch der Dreißigjährige Krieg, der solcherart Bestrebungen hinauszögerte, wie überhaupt Kriege sich nie als besonders förderlich für die Wissenschaft erwiesen haben. 1652 wurde eine erste Gelehrtengesellschaft in Deutschland gegründet, die jedoch auf naturwissenschaftlich-medizinische Forschung beschränkt war. Zwischen 1697 bis 1700 genoß man in Brandenburg eine kurze Friedensperiode, für jene Zeit ungewöhnlich lang und selten. Da erkannte der preußische Gelehrte Gottfried Wilhelm Leibnitz die Gunst der Stunde, indem er sich einen langgehegten Traum verwirklichte und 1700 in Berlin die Akademie der Wissenschaften unter Kurfürst Friedrich III. gründete. Ausschlaggebend wird wohl aber eher Leibnitz’ gute Beziehung zur dessen Ehefrau, der hochgebildeten Sophie Charlotte gewesen sein. Die drei Forschungsfelder der Akademie waren ganz auf den Friedrich III zugeschnitten, der ein Jahr später unter dem Namen Friedrich I. zum König in Preußen gekrönt wurde: 1. Die Pflege der Deutschen Sprache, 2. Geschichte Preußens und 3. „Zivilisatorisch-missionarische Aufgaben“. Damit begann nicht nur der Aufstieg Preußens, sondern ganz Deutschland erreichte nach den Kriegswirren nun wieder Anschluß an die geistes- und kulturgeschichtliche Entwicklung Europas. Im Gegensatz zu allen anderen älteren hier vorher beschriebenen Akademien besteht die von Leibnitz gegründete Akademie bis heute fort. So heißt es in dem 1990 zwischen den beiden Bundesländern Berlin und Brandenburg ausgehandelten Staatsvertrag: „Die im Jahre 1700 als Kurfürstlich-Brandenburgische Sozietät gegründete Akademie der Wissenschaften wird neu konstituiert und als gemeinsame Einrichtung der Länder Berlin und Brandenburg errichtet“.

6. Die modernen Akademien der Wissenschaften

Seit dem 18. Jahrhundert hatte sich die Akademiebewegung rasch in Deutschland entfaltet. Man wollte wieder die Welt „begreifen“ und nicht mehr ausschließlich glauben und hinnehmen. Die heutigen „Akademien der Wissenschaften“ stehen als gelehrte Gesellschaften für wissenschaftliche oder künstlerische Forschungen damit ganz im Zeichen der humanistischen Bildungstradition: Überregionalität, Interkonfessionalität und die Überwindung sozialer Schranken gehören zu ihren Leitprinzipien. Die Abgrenzung zur Universität erfolgt durch die Lehre, denn die Akademie der Wissenschaften widmet sich der reinen Forschung, während Universitäten auch lehrend tätig sind. Diese typischerweise staatlich unterhaltenen Selbstverwaltungskörperschaften sind in zwei bis drei Klassen unterteilt, meist eine philosophisch-historische Klasse, eine mathematisch-naturwissenschaftliche und manchmal eine Klasse für Kunst und Literatur. Die enge Fachbegrenzung ist heute aufgehoben, so daß fast alle Disziplinen vertreten sind, die ihre wissenschaftlichen Ergebnisse in interdisziplinären Dialogen austauschen. Die Arbeitsgebiete der Akademie der Wissenschaften sind meist langwierige wissenschaftliche Untersuchungen wie die Herausgabe von Wörterbüchern oder die Betreuung von Sammelpublikationen wie die der Monumenta Germaniae Historica – die Bibel aller Historiker.

Folgende sieben Akademien sind heute in Deutschland aktiv:

  1. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin, seit 1700
  2. Akademie der Wissenschaften, Göttingen, seit 1751
  3. Bayerische Akademie der Wissenschaften, München, seit 1759
  4. Sächsische Akademie der Wissenschaften, Leipzig, seit 1846
  5. Heidelberger Akademie der Wissenschaften, seit 1909
  6. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, seit 1949
  7. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Düsseldorf, seit 1970

Diese sieben Akademien sind unter dem Dach der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften mit Sitz in Berlin vereint.

Pressetext 06.09.2006
von Matthias Wühle*

Die Acadamia Linguae

Die 2006 gegründete Academia Linguae geht auf eine studentische Initiative zurück, bei der sich die Germanistikstudentin Claudia Sentürk und der Geschichtsstudent Matthias Wühle an der Uni Frankfurt trafen und feststellten, daß sie ein gemeinsames Problem haben: Latein.

Beide mussten für ihre Zwischenprüfung entsprechende Sprachkenntnisse in Latein vorweisen, hatten in der Schule aber kein Latein gehabt. Lateinkenntnisse: Null. Schon in der für Magisterstudenten obligatorische Pflichtberatung wurde der Finger tief in die Wunde gelegt: „Sie haben kein Latein? Unsere Uni bietet zwar Kurse an, aber sehen Sie zu, daß sie auch externe Kurse besuchen, wenn Sie ihr Studium wirklich ernst nehmen.“ Tatsächlich wurde ein Kurs am Campus Bockenheim angeboten: zwei mal die Woche, wovon der zweite Tag bereits durch ein anderes Seminar, für das ich mich eingeschrieben hatte, überschnitten wurde; und so wichtig mir Latein auch war, aber ich konnte unmöglich ein wichtiges Fachseminar dafür sausen lassen. Somit war bereits ab dem ersten Semester eine vernünftige Lateinausbildung nicht möglich.

Dazu kam noch, daß der Uni-Kurs in einem vollen Hörsaal stattfand, eine für die Sprachausbildung denkbar ungünstige Ausgangssituation, wo es auf Übung und Hinterfragen ankommt, was sich nur in Kleingruppen realisieren läßt. Ich war gleich zweifach demotiviert: Durch den Druck der Pflichberatung und durch das mangelhafte Angebot der Uni Frankfurt.

Claudia Sentürk, die bereits in einer Sprachschule gejobbt hatte und über entsprechende Kontakte verfügte, hatte dann die Idee, eine Einrichtung aufzubauen, die Studenten mit ähnlichen Problemen helfen soll, sich in den Semesterferien für das Latinum fit zu machen, ohne daß dabei ihr reguläres Studium beeinträchtigt wird. Als dann auch die Uni ihre Unterstützung zugesichert und entsprechende Räumlichkeiten am Campus Bockenheim bereitgestellt hatte, war der äußere Rahmen klar und mußte jetzt nur noch mit Ideen gefüllt werden. Deshalb griff Sie den Akademiegedanken auf, ohne dabei in die Gefahr einer Anmaßung zu geraten.

Die Academia Linguae bietet Ihren Studenten die Möglichkeit, sich im Geiste Platons, Karls des Großen und Gottfried Wilhelm Leibnitz Wissen anzueignen, elitäres Wissen – denn wir machen keine Buchführungskurse. Wer dies bewußt in den Semesterferien, also in seiner Freizeit unternimmt, muß eine gehörige Portion von Motivation mitbringen, die wir auch honorieren wollen: Am Ende soll das Latinum als Lohn aller Mühen stehen. Da die gemeinsame Gruppenarbeit von Lehrern und Schülern ein Hauptmerkmal der platonischen Akademie war, liegt hier eine fundamentale Gemeinsamkeit mit dem akademischen Gedanken zugrunde, einem Gedanken, der für das Bildungsideal steht. Und welcher Lehrinhalt eignet sich dafür wohl besser als die lateinische Sprache? Latein war sowohl bei Karl dem Großen, als auch bei Petrarca in der Renaissance die Grundlage schlechthin, sich mit antiken Schriftstellern befassen zu können. Seit dem Mittelalter wird Latein als wichtigste Wissenschaftssprache gepflegt. Bis ins 19. Jahrhundert erschienen Dissertationen und andere wissenschaftliche Publikationen überwiegend auf Latein. Bis heute gilt Latein als grundlegender Schlüssel zum Sprachverständnis, zur Geschichte und zur Wissenschaft schlechthin. Und das meinen wir mit dem akademischen Gedanken: Latein ist eben mehr als nur der Schlüssel zur Zwischenprüfung. Das sollte man von Beginn der ersten Unterrichtsstunde der Academia Linguae vor Augen haben.

Der Humanist und Reformator Philipp Melanchthon pflegte seine Schüler jeden Morgen so zu begrüßen: „Seid gegrüßt Ihr erwürdigen Pastoren, Doktoren, Lizentiaten, Superintendenten, seid gegrüßt, hochachtbare, wohlweise, großgünstige Herren Bürgermeister, Vögte, Schöffe, Kanzler, Sekretäre, Magister usw. usw.“ Darauf angesprochen, ob er die Kinder damit necken wolle, erwiderte er ernst: „Ich sehe diese Kinder nicht an, wie sie jetzt beschaffen sind, sondern wozu sie gezogen und unterwiesen werden“. In diesem Sinne möchten wir am 19. Februar 2007 die Teilnehmer des neuen Kurses begrüßen: „Seid gegrüßt, ehrwürdige Magister, Lehrer, Doktoren, Professoren, Vorstandssprecher, Abteilungsleiter…“

„1 Mio fürs Latinum“

Als der 33jährige Darmstädter Aufzugsmonteur Stefan Lang in der Sendung „Wer wird Millionär“ am 9. Oktober 2006 von Günther Jauch gefragt wurde, warum er sein Studium (Sport und Geschichte auf Lehramt) abgebrochen habe, so führte er zwei Gründe dafür an: Erstens die Einführung von Studiengebühren und zweitens das Latinum, wofür er zwei Semester benötigt hätte. Und zwei Semester fürs Latinum zu büffeln erschien dem Studenten dann doch derartig als Horrorvision, daß er entnervt aufgab.

Dabei machte Lang in der Sendung gar nicht den Eindruck, jemand zu sein, der schnell aufgibt. Im Gegenteil: Mit Ausdauer, Geschick und einer gehörigen Portion Wagemut arbeitete er sich zur Millionenfrage vor – und ließ schließlich als Vierter der Sendungsgeschichte das goldene Konfetti auf sich und die Zuschauer regnen.

Das Turbo-Latein wird nicht an allen Hochschulen angeboten. Viele Studenten wissen nicht einmal von der einmaligen Chance, in vier Wochen das Thema Latinum abzuhaken. Denn anders läßt sich eine solche Aussage, als die von Lang nicht erklären. Schließlich ist es einfacher, mit dem Latinum in der Hand den vierwöchigen Intensivkurs zu verlassen, als es auf den Stuhl bei Jauch zu schaffen.

Das andere erwähnte Problem mit den Studiengebühren löst sich dadurch freilich nicht. Doch sich in vier Wochen in den Semesterferien zum Latinum durchgearbeitet zu haben, heißt auch, den Kopf wieder frei zu bekommen für die wesentlichen Sachen des Studiums, und vielleicht auch für einen Nebenjob während des Semesters.

Die Academia Linguae an der Universität Frankfurt, Köln, Berlin, München und Stuttgart hilft, das Studium zielgerichtet anzupacken und bietet Lösungen an, auf die selbst Millionäre nicht gekommen waren. Dabei ist Latein in 4 Wochen ebenso machbar und leicht, wie das Beantworten der Millionenfrage (nämlich daß das Element Sauerstoff den Großteil des menschlichen Körpers ausmacht).
Datum: 10.10.2006
Autor: Matthias Wühle: Buchautor und Pressesprecher der Academia Linguae. Er studierte Philosophie und Geschichte an der Uni Frankfurt.

Latein im Aufwind

Das Latinum ist im Aufwind – wie so mancher Erstsemester in diesen Tagen seufzend festgestellt haben dürfte.

Lateinlehrerin der Academia Linguae

Denn Magisterstudenten benötigen z.B. im Fach Geschichte nunmehr das komplette Latinum, während bisher das niedrigere Level der „Lateinkenntnisse“ ausreichend gewesen war. Bösartigerweise könnte man diese Hebung der Meßlatte damit erklären, daß man mehr herausfiltern möchte, und je feiner der Filter, desto mehr Magisterstudenten bleiben darin hängen. Andererseits bedeutet dies auch eine Aufwertung der Lateinischen Sprache. Eine totgeglaubte Sprache erwacht wieder aus dem Reich der Toten, und den Magisterstudenten laufen die kalten Schauer über den Rücken. In immer mehr Bereichen von Wissenschaft und Gesellschaft kommt man um Latein nicht länger drum herum.

Ein Grund, aufzugeben oder das Studienfach zu wechseln? Keineswegs: Dank Academia Linguae läßt sich das „Problem“ binnen vier Wochen beseitigen – Mit einem Intensivkurs in Räumlichkeiten der Uni Frankfurt, Humbolt Universität Berlin, KSFH München, Universität Stuttgart oder an der Universität zu Köln. Übrigens: Auch Magisterstudenten der alten Studienordnung sollten sich nicht auf ihren „Lateinkenntnissen“ ausruhen. Nur wer das richtige „Latinum“ hat, steht auf der sicheren Seite.

 

Datum: Pressetext vom 02.10.2007
Verfasser:  Matthias Wühle*
*) Matthias Wühle: Buchautor und Pressesprecher der Academia Linguae. Er studiert Philosophie und Geschichte an der Uni Frankfurt.

Latein pauken für die Uni kostet viel Zeit und Nerven

Asterix-Fans könnte im Studium der Spaß an Latein-Sprüchen aus dem Comic über den gallischen Helden schnell vergehen. Denn viele Studenten, die das Latinum in der Schulzeit nicht erworben haben, müssen es an der Universität in kurzer Zeit nachholen.

Nicht alle wissen aber, worauf sie sich einlassen, wenn sie ein Studienfach mit Latinum-Voraussetzung wählen. In semesterbegleitenden Sprachkursen bis zu 80 Teilnehmern pauken die Studenten Grammatik, lernen Vokabeln – und lesen Julius Caesars «De bello Gallico». Daran führt oft kein Weg vorbei, denn in vielen Fächern ist Latein nach wie vor Studienvoraussetzung.
Latein lernen in den Semesterferien

Bild: Academia-Linguae

Betroffen sind vor allem Geisteswissenschaftler wie Anglisten und Historiker oder Anwärter für das Lehramt. Vor der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge waren laut dem Deutschen Altphilologenverband in Berlin annähernd 120 Studienfächer betroffen. «Früher musste man das Latinum meist bei Eintritt ins Hauptstudium nachweisen, nun ist der Bachelor weitestgehend frei von Latinum-Anforderungen», sagt Peter Schott, Leiter der Zentralen Studienberatung der Universität Münster. Die Tendenz gehe aber dahin, dass das Latinum nach der Reform der Studiengänge eher in den Masterstudiengängen angesiedelt ist.

Zum Teil ist das Latinum auch Zugangsvoraussetzung für die neuen Master-Studiengänge», sagt Sprachreferent Robert Gieser vom Lehrzentrum Sprachen und Kulturen der Technischen Universität Dresden. Studenten könnten so ihr Bachelor-Studium abschließen, ohne das Latinum abzulegen und den Sprachnachweis theoretisch auch erst später erbringen. «In vielen Fächern ist das aber noch nicht geklärt», sagt er. Eine genaue Übersicht sei deshalb schwierig, erklärt Jan Rathjen von der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn. Grundsätzlich seien die Fakultäten frei darin, die Latinum-Bestimmungen für die jeweiligen Fächer zu gestalten. Studenten schauen deshalb besser in der Studienordnung ihres Fachs nach, rät Gieser.

Als sicher gilt indes, dass das Latinum an deutschen Universitäten erhalten bleibt. Das hat sich auch nach Einführung der neuen Studiengänge nicht geändert. «Letztlich findet nur eine Verschiebung statt. Der Zeitpunkt der Erbringung hat sich geändert, nicht die Pflicht zur Erbringung an sich», sagt Studienberater Schott. Positiv wirkt sich aus, dass sich mit Umstellung auf die neuen Studiengänge universitäre Lateinkurse in das eigentliche Studium über das Credit-Point-System eingliedern lassen. «Die Motivation für Studenten und der Wert des Kurses steigen dadurch», sagt Prof. Stefan Kipf, Bundesvorstand des Deutschen Altphilologenverbands.

Studenten hadern dennoch mit den Anforderungen der Latinum-Kurse an den Universitäten. Sie kritisieren vor allem die fehlende praktische Anwendung im Studium. Problematisch ist aber auch der Zeitaufwand. «Das ist fast schon ein Vollstudium, wenn man in nur drei Semestern das gesamte Latinum nachholen muss», sagt Oberstudienrat Walfried Schubert aus Mönchengladbach. Er war 14 Jahre lang Dozent für Latinum-Kurse an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. «Fast jeder Zweite scheitert», sagt er. «Das ist eine sehr große Hürde, die da zu nehmen ist».

Dennoch gibt es dem Altphilologenverband zufolge durchaus gute Gründe für das Latinum. «Es bietet eine wichtige sprachliche Allgemeinbildung, ist zudem ein Schlüsselfach der europäischen Tradition und Grundlage kultureller Identitätsbildung», sagt Prof. Kipf. Viele schieben die unangenehmen Sprachkurse im Studium trotzdem gerne auf und erleben dann ein böses Erwachen. «Es gibt auch Fälle, bei denen dadurch das Studium abgebrochen werden muss», so Schubert.

Eine Alternative bieten sogenannte Crash-Kurse in den Ferien. Für 500 bis 1500 Euro können Studenten mehrwöchige Latein-Intensivkurse bei privaten Anbietern in den Ferien absolvieren – und so zum Latinum gelangen. Täglich wird etwa in der Academia Linguae Sprachschule in Frankfurt/Main, Köln, Stuttgart, München und Berlin in Gruppen acht Stunden lang Latein gepaukt – auch samstags. (Kursgebühr 580 EUR) «Das erfordert von den Kursteilnehmern eine sehr hohe Motivation. Das Privatleben muss in dieser Zeit quasi abgestellt werden», sagt Schulleiterin Claudia Sentürk.

Der Altphilologenverband steht diesen Angeboten jedoch skeptisch gegenüber. «Ferienkurse sind oft reines Mittel zum Zweck», sagt Kipf. Zwar können Studenten in kurzer Zeit ihre Latinum-Verpflichtungen erfüllen, doch bald darauf sei alles wieder vergessen. «Die Sprache selbst fällt da völlig hinten runter», kritisiert der Professor. Problematisch sei zudem, dass solche Kurse nicht zertifiziert sind. «Die Qualität ist erstens nicht überall gleich, und zweitens ist nicht sicher, ob der bestandene Kurs auch von der Universität anerkannt wird.»

(Text by regionews.at)
Datum: 16.02.09

„Per aspera ad astra – Wie sich Studenten selbst aus dem Bildungsnotstand befreien“

Der achte Latein-Intensivkurs der Academia Linguae zieht immer mehr Studenten aus allen Teilen Deutschlands an.

Als die Theologiestudentin Nathalie Gilhaus (20) am 9. Februar diesen Jahres von Stuttgart nach Frankfurt aufbrach, standen ihr vier Wochen harter Arbeit bevor. Ziel war die Goethe-Universität in Frankfurt, in deren Räumlichkeiten die Academia Linguae nun schon zum achten Mal seit ihrer Gründung einen vierwöchigen Intensivkurs Latein durchführte. Was sie am Ende des Kurses aus der Mainmetropole mitnahm, war nichts greifbares und für viele Skeptiker auch irgendwie unbegreiflich: Das Rüstzeug zum Erfolgreichen Bestehen des Latinums, jener großen staatlichen Lateinprüfung, vor der jedes Jahr Tausende von Schülern und Studenten zittern. Und das in nur vier Wochen.

Schulleiterin Claudia Sentürk, die selbst in Heidelberg Germanistik studiert hat, kennt die Problematik aus eigener Erfahrung: „Latein stellt für viele Erstsemestler eine gefürchete Hürde ihres Studiums dar“. Entweder an Lateinkenntnissen oder am Latinum (früher kleines und großes Latinum genannt) drohten die Ambitionen vieler Studenten in zahlreichen Fächern, wie z.B. Geschichte, Germanistik, Anglistik, Romanistik, Archäologie oder Buchwissenschaften vorzeitig zu scheitern. Die wenigsten von Ihnen können dabei mit einem humanistisch-altsprachlichen Abitur aufwarten und erfahren oft erst bei der Studienberatung von den sprachlichen Zugangsvoraussetzungen ihres Studienfaches. Während des Grundstudiums haben die Studenten dann Zeit, Latein nachzuholen. Eine Gnadenfrist bis zum Vordiplom oder Magister-Zwischenprüfung, die dennoch gnadenlos ist: Denn ihr jeweiliger Fachbereich mutet ihnen zu, die alte Sprache neben dem normalen Lernpensum ihres Studienfaches zu erlernen – ohne dabei ein ausreichendes Lehrangebot zur Verfügung stellen zu können. Der hauptsächlichste Studienabbruchsgrund heißt deshalb in diesen Fächern immer wieder: Latein.

Da die Universitäten kaum nachholen können, was die Kultusminister der Länder versäumt haben, fällt das Uni-Angebot entsprechend schmal aus: Vorlesungen zu lateinischer Grammatik in überfüllten Hörsälen können kaum den ungeheuren Nachholebedarf der Studenten decken. Selbst mit eisernster Disziplin überstehen kaum mehr als eine Handvoll hartgesottener Asketen diese Tortur. Der Rest schaut ins Leere – oder auf die Aushänge am schwarzen Brett. Immer mehr Studenten greifen auf diese Weise nach dem letzten Strohhalm namens „Academia Linguae“.

Mit individuellen Lerngruppen von nicht mehr als 15 Personen setzt die Academia Linguae genau dort an, wo die Not am größten ist: „Unsere Kursleiterin Sylvana Gemmer hat besonders vertrackte Formen auch noch ein zehntes Mal erklärt, es war ein sehr angenehmes Arbeitsklima und nicht zu vergleichen mit den Unikursen“ berichtet die Anglistikstudentin und Frankfurter Kursteilnehmerin Susanne Stark (23).

Das Konzept der vierwöchigen Intensivkurse in den Semesterferien, das Anfangs eigentlich nur dazu gedacht war, die Latein-Not der Studenten an der Frankfurter Uni zu lindern, wurde rasch auch an anderen Unis umgesetzt: Schon bald wurden auch Kurse in Mainz und Köln angeboten, wobei sich in der Kölner Niederlassung bald Studenten aus ganz Nordrhein-Westfalen tummelten. Immer mehr registriert die Lateinschule zudem Anmeldungen aus Oldenburg, Berlin, Stuttgart oder Dresden für ihre Frankfurter Kurse. Ein Zeichen, dass das Problem wohl doch eher bundesweit zu sein scheint, als speziell eins der Frankfurter Uni, so die Schulleiterin.

Nathalie Gilhaus fand es jedenfalls sehr schwer, einen geeigneten Lateinkurs in Stuttgart zu finden. Sie empfindet daher die „Academia Linguae“ als Bereicherung der universitären Landschaft: „Es sollte sie nicht nur in Köln und Frankfurt am Main geben!“. Demnächst wird der tausendste Kursteilnehmer erwartet. Und auch der könnte sich wieder von Stuttgart oder Berlin auf den Weg machen: Mille viae ducunt hominem per saecula Francofortam – es führen viele Wege nach Frankfurt.

Kurse werden immer in den Sommersemester- und Wintersemesterferien angeboten. Die nächsten Kurse gibt es in Frankfurt, Köln, München, Berlin, Stuttgart und München.

Datum: September 2009
Presseartikel: Matthias Wühle

Mit der Academia von Null auf Latein

Presseartikel  von M. Wühle
Latein-Sprachschule hat sich an der Uni Frankfurt etabliert

Viele Studenten haben zur Zeit mit zwei Problemen zu kämpfen. Das eine Problem ist die Einführung der Studiengebühren ab Wintersemester 2007/2008. Das andere Problem ist älter – genaugenommen 2.500 Jahre alt und heißt Latein. Die Vorstellung, bis zur Zwischenprüfung von absoluten Null-Kenntnissen zum Latinum gelangen zu müssen – und zwar neben den ganz normalen Lernanforderungen, die sich aus dem eigentlichen Studienfach ergeben – hat schon so manchen Studenten resigniert zur Aufgabe getrieben, wie z.B. Eva Briegel, die Sängerin von „Juli“ die wegen des fehlenden Latinums an der Uni Gießen erst von Kunstgeschichte zur Psychologie gewechselt war, und dann ganz aufgab, wie sie sich am 08.11. 2006 in einem Interview gegenüber Harald Schmidt in seiner gleichnamigen ARD-Sendung anvertraute.

Da jedoch nicht jedem Studienabbrecher eine Karriere in der Popmusik vergönnt ist, wurde an der Uni Frankfurt mit der Academia Linguae eine private Lateinschule gegründet, die sich zur Aufgabe gemacht hat, den Studenten in den Semesterferien das nötige Quantum Latein beizubringen – wenn es sein muß, von Null auf Latein – so der offizielle Slogan der Lateinschule. Die Academia Linguae ist dabei keine Konkurrenz zu den Uni-internen Kursen, sondern versteht sich als ergänzende Einrichtung, die die vollste Unterstützung des altphilologischen Fachbereichs genießt, mit dem eine Vereinbarung auf Anerkennung der Klausurleistung der Akademie geschlossen wurde. Auch der Fachbereich Geschichte ist froh, daß seine Studenten in der Academia Linguae fit für die Zwischenprüfung gemacht werden. Hinter dem Projekt stehen Claudia Sentürk und Matthias Wühle, die beide während ihres Studiums (sie Germanistik, er Geschichte) das Problem Latein an sich selbst und ihren Kommilitonen erkannt hatten und nun den heutigen Studenten mit erfahrenen Lehrern in kleinen und effektiven Gruppen helfen, das Schicksal der Eva Briegel und den unzähligen anderen namenlosen Abbrechern zu vermeiden.

Der vergangene Kurs, der im Februar diesen Jahres in den Seminarräumen am Campus Bockenheim stattfand, zählte 77 Teilnehmer aus sieben verschiedenen Universitäten. Das von Kassel bis Tübingen reichende Einzugsgebiet spricht für eine außerordentliche Anziehungskraft und Bedeutung der Academia Linguae für die Studenten einer ganzen Region. Davon waren die meisten für Geschichte eingeschrieben, gefolgt von Anglistik und Germanistik, aber auch Studenten anderer Fachbereiche und nicht-studentische Teilnehmer befanden sich darunter.

 
Am 18.Februar startet  der nächste Kurs. Es sind noch Plätze frei. Mit der Anmeldung sollte man sich beeilen, da zum Qualitätsanspruch der Academia Linguea gehört, die Klassen möglichst klein zu halten. Studenten aller Fachbereiche und Interessierte mit oder ohne Vorkenntnissen sind herzlich willkommen. Utinam di bene vertant!

*) Matthias Wühle: Buchautor und Pressesprecher der Academia Linguae. Er studiert Philosophie und Geschichte an der Uni Frankfurt.

Das Latein der Zukunft – Ein Ausblick

Da Latein die einzige Sprache ist, die sich über Wissenschaft und Kirche in allen 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gleichermaßen verbreiten konnte, wäre es eine verlockende Idee, Latein wieder als Amtssprache einzusetzen, da das Übersetzen von Texten in die 20 Sprachen der EU-Mitgliedsländer eine aufwendige und kostspielige Sache ist.

Dies hätte den Vorteil, daß durch eine gemeinsame Amtssprache die kulturelle Identität Europas wieder gestärkt werden könnte – ähnlich, wie es Karl der Große im 8. und 9. Jhd. getan hat, der mit der alljährlichen Verleihung des Aachener Karlspreises an Verdiente Förderer der Europäischen Einheit regelmäßig in die Erinnerung der Europäer zurückgerufen wird. Da Latein von keiner EU-Nation benutzt wird, würde im Unterschied zu Englisch auch niemand mit der Einführung dieser Sprache benachteiligt werden. In der Europäischen Rechtspraxis sind daher bereits erste Tendenzen zu beobachten, so z.B. in der 2004 eingeführten Bezeichnung der neuen Rechtsform für Trans-Europäische Aktiengesellschaften, die man Lateinisch „Societas Europaea“, kurz. S.E. nennt. In Deutschland tragen Allianz und SAP bereits diesen Namen, die Deutsche Bank erwägt zur Zeit ebenfalls den Wechsel zu dieser Rechtsform.Dies sollten an der Stelle nun genug Begründungen sein, auch Dich zu motivieren: Komm zur Academia Linguae und reihe Dich ein in die Ahnengalerie hinter großen Name wie Julius Caesar, Augustinus, Boethius, Karl dem Großen und Thomas Morus, denn: Dum differtur, vita transcurrit (Wie man es aufschiebt, geht das Leben vorüber).

Verwendete Quellen:

– Bigini, Sara; Svanda, Libor: Überlegungen zu einer gemeinsamen Sprache Europas, 2003, Münster (Hausarbeit Uni Münster)

– Borneman, Eduard: Lateinisches Unterrichtswerk, 1972, Berlin (Cornelsen)

– Eichner, Hans; Lorenz, Paul; Schwarz, Harald; Smolak, Kurt: Geschichte der Lateinischen Sprache, in: Josef M. Stowasser (Hrsg.): Lateinisch – Deutsches Schulwörterbuch, 2003, München (Oldenbourg)

– Fischer-Fabian, Siegfried: Karl der Große, 2004, Wien (Tosa)

– Horst, Eberhard: Hildegard von Bingen, 2003, München (Ullstein)

– Löwe, Leonie: Philipp Melanchthon und seine Theorien zur Schul- und Bildungsreform, 2003 (Hausarbeit)

– Luther, Martin: An den christlichen Adel deutscher Nation / Von der Freiheit eines Christenmenschen, 1962, Ditzingen (Reclam)

– Schuchert, August: Kirchengeschichte, Bd. I, 1955, Bonn (Verein vom heiligen Karl Borromäus)

– Unger, Elizabeth: Das lateinische Mittelalter, 2001 (Hausarbeit)

*) Matthias Wühle: Buchautor und Pressesprecher der Academia Linguae. Er studiert Philosophie und Geschichte an der Uni Frankfurt.

Gegenwartslatein

Um es von vorneherein klarzustellen: Latein lebt, ist also keinesfalls eine – wie gern behauptet wird – „tote Sprache“. Eine wirkliche tote Sprache wäre z.B. Altbabylonisch, dies nur zum Vergleich.

Eine Sprache, in der nach wie vor kommuniziert wird, in der publiziert wird und die sich wie jede andere Sprache der Gegenwart auch ständig verändert und neue Wörter aufnimmt, kann wohl kaum das Prädikat „tot“ führen. Die beiden neulateinischen Wörterbücher, „Lexicon Auxiliare“ und „Lexicon recentis latinatis“ unterliegen einer permanenten Bearbeitung. Immer wieder reizt es Dichter der Gegenwart, sich selbst in der Sprache Ovids zu versuchen, zu nennen wären hier vor allem Walter Berger und Thomas Lindner. Radio Bremen veröffentlicht regelmäßig aktuellle Nachrichten in Lateinischer Sprache. Die Eröffnung der Fußball-WM durch Horst Köhler las sich darin z.B. wie folgt: „Initio ludorum magno cum adparatu celebrato atque oratione Horst Köhler praesidentis Rei Publicae Foederalis Germaniae habita manus Germanica primo certamine pedilusores Costae Ricae vicit.“. Auch die populäre Lexikonseite Wikipedia gibt es komplett in Lateinischer Version und im Internetforum „Grex Latine Loquentium“ kann man mit Gleichgesinnten weltweit auf Latein palavern. Der Wiesbadener Altphilologe Karl-Heinz Graf von Rothenburg übersetzte sogar als „Rubricastellanus“ Asterix-Comics auf Latein, sein aktuellster Band heißt „Asterix apud Helvetios“ (Asterix bei den Schweizern). Eigentlich gibt es nichts, was es nicht auch auf Latein gibt. Selbst „Harry Potter und der Stein der Weisen“ blieb davon nicht verschont und ist bereits unter dem Titel“ Harrius Potter et Philosophi Lapis“ auf Latein übersetzt worden. Daneben gibt es auch Latein als Sprache der Popmusik, z.B. „Cursum Perficio“ von Enya.

Erneut ist es aber vor allem die (katholische) Kirche, die diese Sprache aufrechterhält, denn Latein ist noch immer die offizielle Sprache des Vatikans, wie auch alle päpstlichen Publikationen auf Latein erfolgen, wie z.B. die aktuelle Enzyklika Papst Benedikt XVI, die den Titel „Deus Caritas est“ trägt. Benedikt XVI, der selbst auch Italienisch spricht, ist dafür bekannt, daß er das Lateinische dem Italienischen vorzieht. Bis 1970 war Latein die einzige ofizielle Gottesdienstsprache, daran hat sich bis heute nur soviel geändert, als das Gottesdienste jetzt auch zusätzlich in der Landessprache durchgeführt werden dürfen. Die Deutsche Redaktion des Radio Vatikan sendet aktuelle Deutsche Meldungen auf Lateinisch.

Das Latein der Neuzeit

insbes. Renaissance, Humanismus, Reformation und Gegenreform

Die seit dem 14. Jahrhundert in Italien einsetzende Renaissance, deren geistige Komponente auch als Humanismus bezeichnet wird, brachte einen weiteren Aufschwung für das Latein. „Renaissance“ heißt „Wiedergeburt“, und das, was wiedergeboren wurde, war die Antike und der antike Geist. Francesco Petrarca war es, der sich als erster der Beschäftigung mit antiken Schriftstellern verschrieb und dabei das Studium alter Sprachen als Schlüssel zum humanistischen Bildungsideal beschrieb. 1423 reiste Giovanni Aurispa nach Konstantinopel und brachte von dort über 200 Codizes mit Texten antiker profaner Literatur nach Italien.

Es war Rettung fast in letzter Sekunde, denn bereits 30 Jahre später wurde Konstantinopel durch den osmanischen Sultan Mehmed II erobert, und damit ging der allerletzte Außenposten der griechischen Antike endgültig unter, wonach viele byzantinische Gelehrte nach Italien flüchteten, die wiederum Impulse für Wissenschaft und Kultur setzten. Der Geist des klassischen Altertums lebte nun in Italien weiter, wo man indes eifrig sämtliche Schriften Platons ins Lateinische übersetzte.

Wenn Reformation und Gegenreformation, deren Vertreter sich seit dem 16. Jhd. erbittert bekämpften, etwas gemeinsam haben, dann ist es das Bekenntnis zum Latein. Der Reformator Martin Luther veröffentlichte 1520 einen Sendbrief „An den christlichen Adel deutscher Nation / Von der Freiheit eines Christenmenschen“, worin zu lesen ist: „Vor allem soll das Studium der alten Sprachen nicht vernachlässigt werden, weil Gott in sie sein Gesetz und Evangelium gekleidet hat“. Auch für Luthers Mitstreiter Philipp Melanchthon bildete Religion, Ethik, Bildung und Sprache eine unauflösliche Gemeinschaft. In seinem Artikel „Einrichtung allgemeinbildender Schulen mit christlicher Unterweisung“ beschreibt er den Latein-Unterricht für Kinder: „Damit sie auch viel lateinische Worte lernen, soll man ihnen täglich am Abend etliche Wörter zu lernen fürgeben, wie von altersher die Weise in den Schulen gewesen ist“. Melanchthons Idee ist die Aufteilung der Kinder in drei Bildungsstufen (bei ihm „Haufen“ genannt). In der höchsten Stufe sollten die begabtesten Kinder Unterricht ausschließlich in Latein erhalten. Er selbst reformierte nicht nur die Kirche, sondern auch die Lateinische Sprache selbst und veröffentlichte 1526 seine Lateinische Grammatik, die sein erfolgreichstes Werk werden sollte. Die Gegenreformation förderte ebenfalls das Latein, in den Jesuitenschulen wurden eifrig lateinische Dramen gedichtet.

In der Verwaltung verlor Latein im 17. Jahrhundert an Bedeutung. Das letzte bedeutende Vertragswerk, das auf Latein abgefaßt wurde, war der Vertrag vom Westfälischen Frieden von 1648, wohl nicht zuletzt wegen der internationalen Bedeutung dieses Vertragswerkes. In der Wissenschaft, besonders in den Naturwissenschaften, konnte sich Latein bis ins 18. Jhd behaupten, als wichtigste Vertreter seien Newton, Galvani, Hobbes, Spinoza und Gauß genannt. Dadurch wurde das Neulatein um weitere Wörter bereichert, wie z.B. Television, Automobil, Neutron, interkulturell oder homosexuell.

In Ungarn und Polen blieb Latein bis ins 19. Jhd die einzige verwendete Amtssprache. Bedeutende Lateinische Dichtung gab es in Italien noch bis zu Beginn des 20. Jhd., z.B. durch Giovanni Pascoli.

Das Mittellatein des Mittelalters

Als sich in Westeuropa das Frankenreich ausbreitete, und unter dem Hausmeier Karl Martell im 8. Jhd. erste diplomatische Beziehungen mit dem Papst aufgenommen worden, begann sich die Kirche rasch und durch Unterstützung der fränkischen Könige im Frankenreich auszubreiten. Dies konnte nur mittels einer einheitlichen Sprache funktionieren, weshalb man nun wieder auf das Latein zurückgriff. Zu diesem Zeitpunkt war aufgrund des starken byzantinischen Einfluses das Griechische selbst in der Römischen Kirche vorherrschend.

Von Pippin III, der Jüngere genannt, ist die Episode überliefert, daß er die Römische Liturgie in seinem Reich fördern wollte und deshalb Papst Paul I. um 760 nach Textbüchern fragte. Die klägliche Ausbeute dieses Gesuchs förderte ganze Sieben Bücher zutage: Vier waren in Griechisch und nur drei in Latein. Karl der Große, ab 800 Römischer Kaiser, der selbst ein wenig Latein, aber überhaupt kein Griechisch konnte, machte Latein zur Verwaltungssprache seines Reiches. Das heißt, Latein blieb gesprochene Sprache der Verwaltung, Politik, Kirche und Wissenschaften, obwohl seit etwa 800 Latein als Muttersprache quasi aufgehört hat, zu existieren. Das karolingische Einheitslatein orientierte sich stark an der Sprache antiker Klassiker, wie Ovid oder Sallust und ist ein Ergebnis einer Correctio, eines Erneuerungs- und Reinigungsprozesses.

Zu den bedeutendsten Vertretern dieser frühen Epoche zählten Notker Balbulus und Hrabanus Maurus. Karl der Große bediente sich vor allem den kirchlichen Institutionen, in dem er insbesondere die Benediktinerabteien seines Reiches für seine Bilungsoffensive einsetzte. In einem an kirchliche Verwaltungseinheiten gerichteten Schreiben bemerkt er wütend: „Wir haben in der letzten Zeit Briefe bekommen, die uns aus den verschiedensten Klöstern erreichten. Sie waren in der Regel inhaltlich richtig, aber in einer mangelhaften Sprache abgefasst. Was dem Schreiber der fromme Sinn eingab, konnte er nur in einem groben Stil und mit vielen Fehlern ausdrücken, weil ihm die Bildung fehlte“.

In den Schreibstuben der Mönche wurden fortan eifrig die Werke der Kirchenväter aber auch nicht-christliche Lateinische Profanliteratur abgeschrieben. Auch Karl der Große, ein eifriger Christ, las zwar die langweiligen Werke der Kirchenväter aus Pflichbewußtsein, aber auch Vergil, Horaz und Ovid aus einer Art verbotenem, heimlichen Lesevergnügen. Neun von Zehn antiken Handschriften, die heute erhalten sind, verdanken wir der Abschreibetätigkeit jener Zeit. Allein 8000 Handschriften lassen sich in dieser Epoche einordnen, die deshalb auch Karolingische Renaissance genannnt wird. Auch an der Aachener Hofakademie entstanden unter Karl dem Großen wichtige Werke, wie z.B. eine Lateinische Grammatik, die von dem Langobardischen Gelehrten Paulus Diaconnus verfasst wurde.

Nach dem Tod Karls des Großen sah es zunächst so aus, daß Europa wieder in einen Dämmerzustand fallen würde. Die Kaiser jener Zeit waren keine großen Vorbilder: Der Sachsenkaiser Otto I. versuchte im 10. Jhd. mühsam erst im hohen Alter schreiben zu lernen, der Salierkaiser Konrad II., 11. Jhd. versuchte es erst gar nicht. Dafür brachte das 10. Jhd. mit Hrotsvith von Gandersheim eine Autorin hervor, die als erste Dramen auf Latein verfasste und damit die Lateinische Kultur in Deutschland weiterentwickelte.

Im 12. Jhd. gelangte Archipoeta als Lateinischer Dichter zu Rum und Ehren. Zur gleichen Zeit machte die Äbtissin Hildegard von Bingen auf sich aufmerksam, die ebenfalls ihre Werke in Latein verfasste, darin allerdings – was das sprachliche betrifft – weitaus weniger brillieren konnte als etwa Hrotsvith von Gandersheim, da es ihr an Schulbildung mangelte. Der humanistische Kritiker Langius äußerte sich im 18. Jhd. sogar abfällig über die Werke der großen Mystikerin, die von sich behauptete, Ihre Schriften seien ihr direkt von Gott gegeben worden: „Es grenze an Blasphemie, diese Sprache dem heiligen Geist zuzuschreiben“. Sie selbst war sich ihres mangelhaften Lateins jedoch durchaus bewußt und hatte sich selbst bescheiden als femina indocta (ungelehrte Frau), paupercula feminea forma (armselige Gestalt einer Frau) oder als simplex homo (als einfältigen Menschen) bezeichnet. Aus dem 13. Jhd. stammt die „Carmina Burana“ (zu Deutsch: „Lieder aus Benediktbeuren“), eine im 20. Jhd. von Carl Orff vertonte mittellateinische Lieder- und Gedichtsammlung. Die Zeile: „O fortuna, velut luna statu variabilis, semper crescis aut decrescis, vita detestabilis“ („O Glück/Schicksal, wie der Mond von wechselhafter Gestalt nimmst du immer ab oder zu, abscheuliches Leben“) erlangte in den Jahren 1991 und 1992 große Popularität: Als Untermalung eines TV-Werbespots für die Nestlé-Tafelschokolade: „Chocoladen Nestlé“, die freilich im Sortiment nicht überlebt hat – ein schönes Beispiel für den Spruch: „Vita brevis, ars longa“ (Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang).

In der zweiten Hälfte des 13. Jhd. nimmt die Zahl der wissenschaflichen Publikationen stark zu, auch diese wurden bis weit ins 18. Jhd hinein überwiegend in Latein verfasst. Als letzter mittellateinischer Autor gilt der Philosoph Thomas von Aquin, der 1274 starb. Die Zahl der mittellateinischen Literatur übertrifft die lateinische Literatur der Antike übrigens um das Fünfzigfache!

Eine gewisse Aktualität der angeblich „toten Sprache“ ist aufgrund der Bildungsreform Karls des Großen heute noch auf dem Bildungs- und Wissenschaftssektor zu vorzufinden. Sie lebt als aktiv gesprochene Studentensprache in spezifischen Ausdrücken weiter, wenn man sich, so man denn den „numerus clausus“ geschafft hat, sich auf dem „Campus“ aufhält, und dort eine „Klausur“ schreibt, die s.t. – „sine tempore“ begonnen hat, während die Vorlesungen im „Auditorium Maximum“ c.t. – „cum tempore“ beginnen und man hofft, irgendwann mit „magna cum laude“ oder sogar „summa cum laude“ zu bestehen.

Lingua Latina und Lingua Romana Rustica der Spätantike

Mit dem Untergang Westroms und dem Einfall germanischer und arabischer Völkerstämme in dessen Territorium verliert das Lateinische ab dem 5. Jhd. Als Volkssprache an Bedeutung. In Westrom spricht man die Sprachen der neuen Herrscher, in Ostrom gewinnt das Griechische wieder an Bedeutung. Gleichzeitig kommt es in den verbliebenen Latein-sprechenden Gebieten zu einer Sprachspaltung. Ab etwa 600 an lommt es zu einer Trennung der Sprachverwendung. Die Lingua Latina bleibt weiterhin Ausdrucksmitel von Kirche, Wissenschaft und Literatur, während das Volk, so überhaupt noch Latein sprechend, eine davon immer stärker abweichende Lingua Romana Rustica, das sogenannte „Vulgärlatein“ spricht.

Der Übergang vom Vulgärlatein zu den heute eigenständigen Romanischen Sprachen Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch und Rätoromanisch ist fließend und vollzieht sich zwischen 600 und 800. Selbst die in klassischem Latein verfassten Schriften von herausragenden Gelehrten des 6. Jahrhunerts können den Verfall der lateinischen Kultur nicht mehr aufhalten. Wichtigste Vertreter dieser letzten Spätblüte der Lingua Latina waren der Philosoph Boethius und der Dichter Corippus. Indes profilierte sich die Kirche als wichtigste Bewahrerin des Lateins und damit des gesamten Wissens des Altertums überhaupt. Wichtigster Vertreter ist der Philosoph und spätere Kirchentheoretiker Augustinus von Hippo um 500, der oft auch „Kirchenvater“ genannt wird. Man kann wohl zur Kirche stehen, wie man will, aber es ist unbestreitbar, daß diese Institution die wichtigste Kulturbrücke zwischen Antike und Gegenwart darstellt.

Besonders Papst Gregor I, auch der Große genannt, betrieb im 6. Jhd. eine eifrige Missionierung der Angelsachsen und brachte somit nicht nur Christentum, sondern auch Latein in diese Völker. Diese Reise des Lateins durch die Völkerstämme kann man heute noch nachvollziehen, wenn man z.B. den Spuren des griechischen Wortes μοναχός (Monachos) für Mönch, Lateinisch: monachus folgt und in den heutigen Sprachen aufspürt: Deutsch: Mönch, Französisch: Moine, Italienisch: Monaco, Englisch: Monk. Man findet man es auch noch in Ortsnamen wieder: Monaco, München, Mönchengladbach.

Das Altklassische und Klassische Latein der Antike

Das Altklassische und Klassische Latein der Antike

Latein wurde ursprünglich nur in der mittelitalischen Landschaft namens Latium gesprochen, einer kleinen, und recht überschaubaren Gegend rund um Rom. Die ersten Anfänge eines Alt-Lateins lassen sich bis zum 6. Jhd. V. Chr. nachweisen. Inschriften am Forum Romanum aus dieser Zeit ließen sich zwar nicht vollständig übersetzen, wohl aber einige Wörter. Zusammen mit den anderen italischen Dialekten gehört das Latein zur indogermanischen Sprachfamilie, wie die Germanischen, Slawischen, Griechischen und Keltischen Sprachen auch. Der Ursprung verliert sich in grauer Vorzeit irgendwo zwischen Schwarzem Meer und Dnjepr und wurde durch frühe Völkerwanderungen nach Europa getragen. Beinahe hätte jedoch das Etruskische diesen Siegeszug angetreten. Die Angehörigen dieses nicht-Indogermanischen Stammes, die zeitweise auch über Rom herrschten, wurden aber seit dem 5. Jhd. v. Chr. sukzessive von den Latinern verdrängt, die zunehmend ihre Macht ausbauten und Latein zur Sprache der Römer machten. Das Imperium Romanum, ein gewaltiges tausendjähriges Weltreich, das seine größte Ausdehnung über Europa, Kleinasien und Nordafrika etwa im Jahr 117 erreichte, stellte über diese Epoche die führende Nation in Sachen Wissenschaft und Kultur dar und erreichte damit in etwa die Bedeutung des antiken Griechenlands. Griechisch und Latein waren lange Zeit konkurrierende Sprachen und einige Male schien sogar das Griechische die Oberhand zu gewinnen. Wenn man das Imperium Romanum also etwa von 500 v. Chr. bis 500 n. Chr. einordnet, so kann man seine kulturelle Blütezeit auch etwa in der Mitte dieser Periode finden, also zwischen 100 v. Chr. bis 100 n. Chr. In dieser Zeit wurde das klassische Latein in seiner reinsten Form gesprochen, wie wir es heute lernen. Wir finden es beispielsweise in den Werken von Cicero und Caesar (in ihrer klassischen Form übrigens Kikero und Käsar gesprochen). Cicero hatte in seinen Übersetzungen der großen Philosophen aus dem Griechischen ins Latein der Sprache viele neue Wörter hinzugefügt und Caesar war dafür bekannt, Synonyme zu eliminieren, wodurch er einen klaren, nüchternen Satzbau schuf. Weitere Vertreter des klassischen Lateins sind Vergil, Horaz und Ovid. Sie wurden zu Vorbildern der Dichtung für mehrere Jahrhunderte. Wie in jeder anderen Sprache auch, vollziehen sich im Laufe der Zeit Metamorphosen, welche die gesellschaftliche Entwicklung derjenigen widerspiegelt, die sich dieser Sprache bedienen. So gibt es im Lateinischen Lehnwörter aus dem Etruskischen, Keltischen und Griechischen, es kam zu Lautveränderungen und Umformungen, permanent flossen neue Wortbildungen in die Sprache ein und bereicherten und veränderten diese gleichermaßen. Durch stilistische Veränderungen kennzeichnete sich die Spät- oder Nachklassik, auch „Silberne Latinität“ genannt. Seneca und Tacitus sind die wichtigsten Vertreter jener Epoche.

Warum Latein lernen?

Pressetext 15.09.2006 von Matthias Wühle*

Besonders unter Schülern, aber auch unter Studenten stößt das Erlernen des Lateins nicht gerade auf Begeisterungsstürme. Spanisch? Französisch? Das ist doch etwas handfestes. Damit kann man seine Freundin beim Kurztrip in Paris beeindrucken oder sich auf Mallorca von den anderen Touristen wirkungsvoll abheben. Aber Latein? Es gibt kein Übersetzungsbüro, daß Lateiner anstellt, auf Kongressen braucht man keine Simultandolmetscher für Latein, man schreibt auch keine Geschäftsbriefe auf Latein und in keiner Stadt der Welt kann man im Restaurant seine Freundin beeindrucken, indem man seine Bestellung auf Latein abgibt. Also doch eine tote Sprache? Eine Sprache, die man allenfalls hinter Klostermauern und stickigen Gelehrtenstuben vermutet – und dort soll sie bitteschön auch bleiben. Und doch muß etwas dran sein an Mystik, die diese Sprache umgibt, an Geheimnissen, die bis in unsere heutige Deutsche Sprache weitergetragen wurden, an uralter Überlieferung, wenn wir in der Mathematik von „Sinus“ und „Tangens“ reden, in der Deutschen Grammatik vom „Imperativ“ und „Komparativ“ oder sogar in der Alltagssprache, wenn wir mit einer Angelegenheit, die auf der „Agenda“ steht, „tabula rasa“ machen wollen, weil sie inzwischen „ad absurdum“ geführt ist, das „corpus delicti“ beseitigen und eine Sache „pro forma“ oder „de facto“ erledigen, die wir „nolens volens“ tun müssen, bevor wir diese dann „ad acta“ legen, wenn wir nicht „a priori“ zur „persona non grata“ erklärt werden wollen, „et cetera, et cetera“. Latein an allen Ecken und Enden. Wir fahren Volvo (Ich rolle) oder Audi (Horch!, Übersetzung des Namens des Gründers August Horch) und die formvollendeten Österreicher begrüßen uns mit „Servus“ (Diener), und stehen uns damit also „zu Diensten“. Im Büro fertigen wir Kopien (Copia: Die Menge) oder senden ein „fac simile“ („Mach das gleiche“, kurz: Fax). Wir begegnen Frauen, die man Vera, Regina, Ursula (Die Wahre/Treue, Die Königin, Das Bärchen) genannt hat. Dann erscheint Latein doch nicht so tot, denn wir sprechen Latein, es ist Teil unserer Kultur und unserer Herkunft. Wer aus Colonia Agrippina (Köln), Moguntia (Mainz) oder Augusta Vindelicum (Augsburg) kommt, stammt aus einem Teil Deutschlands, der einst zum Römischen Reich gehörte, in dem Lateinisch Amtssprache war. Auch wenn die meisten Deutschen germanischer Herkunft sind, so kämpften und arbeiteten einige ihrer Vorfahren für die Römer und sprachen natürlich auch deren Sprache.

Nun gut, könne man sagen: Der letzte römische Helm ist längst in germanischer Erde vermodert, so er denn nicht in einer Museumsvitrine verstaubt, was kümmert uns also die Sprache der Vorfahren? Interessanterweise eine ganze Menge, vor allem mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Latein war das Bindeglied schlechthin, das die reiche Kultur der Antike bis in unsere heutige Gesellschaft herübergetragen hat. Die Wissenschaften und die Kunst, mit der wir heute zu tun haben, läßt sich direkt bis in die Antike zurückverfolgen. Da bedurfte es einer einheitlichen Sprache, weshalb Latein auch als Gelehrten- oder Wissenschaftssprache bezeichnet wird. Es wird daher auch in 1000 Jahren noch Studenten geben, die sich mit konsonantischen Deklinationen und der Bildung von Attributsätzen auf Latein herumschlagen müssen, denn nur dadurch wird der Wissenstransfer auch weiter gelingen. Außerdem könnte Latein als einzige gemeinsame Sprache Europas sogar noch an Bedeutung gewinnen.

Wer eine Sprache erlernen will, und sich dabei nicht auf gebetsähnlich heruntergemurmelte Deklinationsübungen beschränken will, der sollte sich als allererstes von der Mystik und der uralten Tradition dieser Sprache anstecken lassen, denn eine Sprache ist auch Träger und Ausdruck einer bestimmten Kultur, einer Geschichte samt der darin enthaltenen Geheimnisse. Wer weiß, vielleicht kommt man ja dem einen oder anderen Geheimnis noch auf die Spur…